Wappen der Gemeinde Bredow
Lagerbuch
(Stand: 13.02.2016)

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Der große Brand vom 4. August 1859



Einer der wichtigsten Gedenktage für Bredow ist und bleibt der 4. August 1859 - ein Donnerstag, weil an diesem Tage fast das ganze Dorf in Asche gelegt worden ist und die jetzige Gestalt des Dorfes ihm seine Entstehung verdankt.
Es wurde an diesem Tage ein Raub der Flammen:
Kirche und Thurm, ein Teil des Rittergutes, 6 Bauernbesitzungen, 8 Kossätengüter und etwa 80 Büdner-und Tagelöhnerwohnungen.
Es war, wie der ganze Juli und der Anfang August auch der 4. August ein recht heißer Tag. Einem günstigen Frühling folgte ein fruchtbarer und heißer Sommer, so daß das Getreide vorzüglich auf dem Felde gerathen war. Alles war gut und trocken in die Scheune gebracht, nur auf dem Luch stand noch etwas Hafer in Mandeln.
Es war Mittag, eben hatte es um 1 Uhr zur Arbeit geläutet, da brach das Unglück herein. Beim Schornstein des Kossäthen Ebel'schen Wohnhauses, neben der Pfarre, brach die Flamme neben dem Schornstein aus dem Strohdach hervor. Im Umsehen brannte das ganze mit Stroh gedeckte Gehöft und die angrenzenden Gebäude des Büdners Carl Höhne und des Bauern Carl Sommerfeld. Bald darauf flogen Funken auf weiter entlegene Strohdächer und in etwa einer Stunde stand fast das ganze Dorf in Flammen, soweit Strohdächer vorhanden, und die gewaltige Lohe schlug himmelan, sich den nöthigen Sauerstoff als Nahrung suchend. Dadurch kam es, daß der Turm mit Schindeln an seiner Spitze gedeckt, dort oben zuerst an zu brennen fing. Niemand konnte dort oben hinauf, die Flamme zu löschen. Überhaupt war bei dem großen Umfang des Feuers an Löschen nicht zu denken, obgleich Spritzen und Löschmannschaften nach und nach aus weiter Ferne heranrückten. Selbst die Berliner Feuerwehr soll ausgerückt sein, so gewaltig war die Rauchsäule.

Eine unermeßliche Habe an Gebäuden, Erntevorräten, Mobilien lag am Abend in Asche. Leider war auch ein Menschenleben zu beklagen. Unser braver Schulze Krüger, allgemein beliebt und von seinen Vorgesetzten wegen seiner Bestimmtheit, Derbheit und Biederkeit hoch geachtet, hatte mit Mühe und Not seinen schweren Koffer, die theilweis das Actenmaterial seines Amtes bargen von seinem brennenden Gehöft (jetzt der Gasthof beim Dorfpful) bis an die herrschaftliche Mauer zwischen Wasserwagenhaus und Dorfpful geschleppt und sank von der Hitze und Anstrengung übermannt zwischen seinen Koffern erschöpft nieder, wo er gegen Abend vom Lungenschlag getroffen, tot aufgefunden wurde. Am anderen Morgen, als der Rauch der Trümmer nachgelassen hatte, ragten nur noch einige mit Ziegeln gedeckte Gebäude aus der großen Brandstätte hervor, namentlich das Pfarrhaus, Schulhaus und Stall, Kossäth Lieres Wohnhaus und das Gehöft des Kossäthen Carl Nölte, dessen Wohnhaus mit Ziegeln gedeckt war. Verschont vom Feuer blieb die ganze Schulstraße und merkwürdigerweise die beiden mit Stroh gedeckten Gehöfte des Kossäthen Liepe und Kossäthen Fritz Sommerfeld, letzteres auf beiden Seiten von brennenden Gehöften umgeben.

Da fast das ganze Dorf in Asche gelegt worden war, wurde der Bebauungsplan von dem Regierungs-Geometer Fürstenhaupt aufgenommen, die Straßen geregelt, die Grenzen zwischen den einzelnen Besitzungen gerade gelegt und die Häuser in eine Front gebracht. Da für die einzelnen Gehöfte mehr Raum beansprucht wurde, mußten die beiden Bauern Carl Sommerfeld und Vogeler auf ihren vor dem Dorfe, an der Chaussee belegenen Plänen aufbauen. Dem Büdner Carl Höhne, welcher zwischen Ebel und Carl Sommerfeld eingeklemmt gewohnt hatte, wurde schräg über eine Baustelle angewiesen. Die übrigen Besitzer konnten auf ihren Grundstücken wieder aufbauen. Die Erben des im Brande umgekommenen Schulzen Krüger veräußerten ihr Grundstück, auf welchem sich der Bäcker und Gastwirth Nickel aufbaute und erwarben käuflich die Vogler'sche Hofstelle. Einen Theil des Schulzengehöfts erhielt der Schmied Wulkow und erbaute darauf sein Wohnhaus und seine Wirtschaftsgebäude, während er die Schmiede wieder dort errichtete wo sie früher gestanden hatte.

Durch die gewaltige Beihilfe, die den Abgebrannten durch milde Gaben und Unterstützungen zu Theil wurde, (Kreisblatt Nr. 63 vom 10.August 1859 und Nr. 102 vom 24. Dezember) konnte den ärmeren Klassen fast ihr ganzer Schade ersetzt werden. (2311 Thaler 5 Groschen und 6 Pfennige und viele Kleidungsstücke und Esswaren waren eingegangen). Die Bauern und Kossäthen, die meistenteils nur schlecht versichert waren, mußten sich durch den Wiederaufbau ihrer Gehöfte doch in bedeutende Schulden stürzen, an welchen sie heute noch (31.1.1895) zu leiden haben.
Dem Schreiber dieses, welcher in der Gothaer Bank versichert war, wurde ein anständiger Räumungsschaden vergütet, aber er empfing nichts für sein ganzes Getreide, welches in der Pfarrscheune behufs Ausdrusches lag, weil es dort nicht versichert war und für seine 56 Stock Bienen, die in mit Stroh gedeckten Bienenscheuern standen und die nicht versichert waren. Er hat also durch das Feuer einen Verlust von 3-400 Thalern gehabt. Das Dorf bekam nach dem Brande ein ganz verändertes Ansehen. Zwei Bauern, wie schon oben angedeutet, mußten vor dem Dorfe aufbauen. Die Gutsschäferei - nach dem Luch zu - wurde dort nicht wieder aufgebaut, sondern im Anschluß an den Gutshof in der Richtung nach Zeestow zu. Das alte Krügerhaus neben Rennefahrt wurde nicht wieder aufgebaut. (Auf diese Baustelle hat der Rittergutsbesitzer von Bredow 1893 ein massives Schnitterhaus errichten lassen) Aus das Torfmeister- und Hebammenhaus bei den Blutegelteichen wurde nicht wieder aufgebaut. Gott gebe, daß ein solcher Tag nicht wieder über Bredow hereinbrechen möge. Am 6. September 1867 brannte, wahrscheinlich in Folge von Brandstiftung, der stehengebliebene Theil in der Schulstraße, Kähne, Römer, Nölte, ab und wieder waren es die Ziegeldächer, die dem Feuer Halt geboten.
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