Einer der wichtigsten Gedenktage für Bredow ist und bleibt der
4. August 1859 - ein Donnerstag, weil an diesem Tage fast das
ganze Dorf in Asche gelegt worden ist und die jetzige Gestalt des Dorfes ihm seine Entstehung verdankt.
Es wurde an diesem Tage ein Raub der Flammen:
Kirche und Thurm, ein Teil des Rittergutes, 6 Bauernbesitzungen, 8 Kossätengüter und etwa 80 Büdner-und Tagelöhnerwohnungen.
Es war, wie der ganze Juli und der Anfang August auch der 4. August ein recht heißer Tag. Einem günstigen Frühling folgte ein fruchtbarer und heißer
Sommer, so daß das Getreide vorzüglich auf dem Felde gerathen war. Alles war gut und trocken in die Scheune gebracht, nur auf dem Luch stand noch etwas Hafer in
Mandeln.
Es war Mittag, eben hatte es um 1 Uhr zur Arbeit geläutet, da brach das Unglück herein. Beim Schornstein des Kossäthen
Ebel'schen Wohnhauses, neben der Pfarre, brach die Flamme neben dem Schornstein aus dem Strohdach hervor. Im Umsehen brannte
das ganze mit Stroh gedeckte Gehöft und die angrenzenden Gebäude des Büdners
Carl Höhne und des
Bauern
Carl Sommerfeld. Bald darauf flogen Funken auf weiter entlegene Strohdächer und in etwa einer Stunde
stand fast das ganze Dorf in Flammen, soweit Strohdächer vorhanden, und die gewaltige Lohe schlug himmelan, sich den nöthigen Sauerstoff als Nahrung suchend.
Dadurch kam es, daß der Turm mit Schindeln an seiner Spitze gedeckt, dort oben zuerst an zu brennen fing. Niemand konnte dort oben hinauf, die Flamme zu löschen.
Überhaupt war bei dem großen Umfang des Feuers an Löschen nicht zu denken, obgleich Spritzen und Löschmannschaften nach und nach aus weiter Ferne
heranrückten. Selbst die Berliner Feuerwehr soll ausgerückt sein, so gewaltig war die Rauchsäule.
Eine unermeßliche Habe an Gebäuden, Erntevorräten, Mobilien lag am Abend in Asche. Leider war auch ein Menschenleben zu beklagen. Unser braver Schulze
Krüger, allgemein beliebt und von seinen Vorgesetzten wegen seiner Bestimmtheit, Derbheit und Biederkeit hoch
geachtet, hatte mit Mühe und Not seinen schweren Koffer, die theilweis das Actenmaterial seines Amtes bargen von seinem brennenden Gehöft (jetzt der Gasthof
beim Dorfpful) bis an die herrschaftliche Mauer zwischen Wasserwagenhaus und Dorfpful geschleppt und sank von der Hitze und Anstrengung übermannt zwischen seinen
Koffern erschöpft nieder, wo er gegen Abend vom Lungenschlag getroffen, tot aufgefunden wurde. Am anderen Morgen, als der Rauch der Trümmer nachgelassen
hatte, ragten nur noch einige mit Ziegeln gedeckte Gebäude aus der großen Brandstätte hervor, namentlich das Pfarrhaus, Schulhaus und Stall, Kossäth
Lieres Wohnhaus und das Gehöft des Kossäthen
Carl Nölte, dessen Wohnhaus mit Ziegeln
gedeckt war. Verschont vom Feuer blieb die ganze Schulstraße und merkwürdigerweise die beiden mit Stroh gedeckten Gehöfte des Kossäthen
Liepe und Kossäthen
Fritz Sommerfeld, letzteres auf beiden Seiten
von brennenden Gehöften umgeben.
Da fast das ganze Dorf in Asche gelegt worden war, wurde der Bebauungsplan von dem Regierungs-Geometer Fürstenhaupt aufgenommen, die Straßen geregelt, die
Grenzen zwischen den einzelnen Besitzungen gerade gelegt und die Häuser in eine Front gebracht. Da für die einzelnen Gehöfte mehr Raum beansprucht
wurde, mußten die beiden Bauern
Carl Sommerfeld und
Vogeler auf ihren
vor dem Dorfe, an der Chaussee belegenen Plänen aufbauen. Dem Büdner
Carl Höhne, welcher zwischen
Ebel und
Carl Sommerfeld eingeklemmt gewohnt hatte, wurde schräg
über eine Baustelle angewiesen. Die übrigen Besitzer konnten auf ihren Grundstücken wieder aufbauen. Die Erben des im Brande umgekommenen Schulzen
Krüger veräußerten ihr Grundstück, auf welchem sich der Bäcker und Gastwirth
Nickel aufbaute und erwarben käuflich die
Vogler'sche Hofstelle. Einen Theil
des Schulzengehöfts erhielt der Schmied
Wulkow und erbaute darauf sein Wohnhaus und seine
Wirtschaftsgebäude, während er die Schmiede wieder dort errichtete wo sie früher gestanden hatte.
Durch die gewaltige Beihilfe, die den Abgebrannten durch milde Gaben und Unterstützungen zu Theil wurde, (Kreisblatt Nr. 63 vom 10.August 1859 und Nr. 102 vom 24.
Dezember) konnte den ärmeren Klassen fast ihr ganzer Schade ersetzt werden. (2311 Thaler 5 Groschen und 6 Pfennige und viele Kleidungsstücke und Esswaren
waren eingegangen). Die Bauern und Kossäthen, die meistenteils nur schlecht versichert waren, mußten sich durch den Wiederaufbau ihrer Gehöfte doch in
bedeutende Schulden stürzen, an welchen sie heute noch (31.1.1895) zu leiden haben.
Dem Schreiber dieses, welcher in der Gothaer Bank versichert war, wurde ein anständiger Räumungsschaden vergütet, aber er empfing nichts für sein
ganzes Getreide, welches in der Pfarrscheune behufs Ausdrusches lag, weil es dort nicht versichert war und für seine 56 Stock Bienen, die in mit Stroh gedeckten
Bienenscheuern standen und die nicht versichert waren. Er hat also durch das Feuer einen Verlust von 3-400 Thalern gehabt. Das Dorf bekam nach dem Brande ein ganz
verändertes Ansehen. Zwei Bauern, wie schon oben angedeutet, mußten vor dem Dorfe aufbauen.
Die Gutsschäferei - nach dem Luch zu - wurde dort nicht wieder aufgebaut, sondern im Anschluß an den Gutshof in der Richtung nach Zeestow zu. Das alte
Krügerhaus neben Rennefahrt wurde nicht wieder aufgebaut. (Auf diese Baustelle hat der Rittergutsbesitzer von Bredow 1893 ein massives Schnitterhaus errichten
lassen)
Aus das Torfmeister- und Hebammenhaus bei den Blutegelteichen wurde nicht wieder aufgebaut. Gott gebe, daß ein solcher Tag nicht wieder über Bredow
hereinbrechen möge.
Am 6. September 1867 brannte, wahrscheinlich in Folge von Brandstiftung, der stehengebliebene Theil in der Schulstraße, Kähne, Römer, Nölte, ab und
wieder waren es die Ziegeldächer, die dem Feuer Halt geboten.