Lagerbuch
(Stand: 13.02.2016)
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Der nachfolgende Brief des Lehrers Friedrich Schünemann zu Buckow ist in Beziehung auf die Köpjohann-Stiftung. Derselbe ist gerichtet an Jacob Fehmen,
Bürger und Arbeitsmann in Nauen in der Hirtengasse:
Meine liebe Schwester.
Der Tod unseres Vetter Köpjohann in Berlin habe ich schon aus den Zeitungen erfahren. Ich habe immer gehofft, durch Euch Nachricht zu überkommen, wann wir uns
zur Erbschaft einfinden sollten. Mir hat die seel. Frau Muhmm vor 25 Jahren schon Hoffnung gemacht, daß vor mich wohl einmal würde gesorget seyn. Sie wird uns
doch nun im Testament nicht vergessen und ausgeschlossen haben? Da wir doch eben-so nahe mit ihr verwandt gewesen als Zelickens und Sittels, denn die Zehlicken ihr Vater ist
unser seel. Mutter Bruder gewesen, beide eines Vaters Kinder, welcher ein Bruder von der seel. Frau M?? Köpjohann ihren Vater gewesen, auch wir sind ebenso nahe als
Sittels und Wulkows, denn ihre Großmutter ist auch unsers Großvaters leibl. Schwester gewesen, folglich, wenn es auf die Verwandschaft ankommt, so ist einer so
nahe als der andere und unsere seel. Mutter hat es öfters gesagt, weil sie es zuweilen von ih-rem Vater gehört hat. Heute bin ich mir einen Brief vermuthen gewesen,
wenn keiner erfolget wäre, so hätte ich dir doch diesen Freitag einen geschickt, darin ?? dir hätte bitten wollen, vorläufig dich etwas zu erkundigen bei dem
Kgl. Stadt-Secretair Salbach, der weiß doch auch schon mir unsere Verwandschaft mit des seel. Vetter Köpjohann, ob wir uns wohl Mühe geben, oder ob er es
mit sich nehmen will, weil es sein Schade nicht sein soll. Gib dir Mühe, soviel in deinem Vermögen ist, ich werde dir schon wieder vor deine Mühe gut kommen.
Vielleicht hat der Allgütige Gott auch in diesem Testament noch vor uns ge-sorgt, und wenn du nähere Nachricht einziehen wirst, oder auch ich erfordert werde, so
schreibe mir oder einer von euch beiden komme selben und bringe mir Nachricht. Wir haben jetzt alle Hände voll zu thun, wir machen jetzt Heu, weil es gut Wetter ist. Kurz
vor Ostern bin ich sechs Wochen lang sehr krank gewesen, daß jeder an meinem Aufkommen gezweifelt hat. Doch Gott Lob! jetzt befinde ich mich wieder recht wohl.
Schließlich grüßen wir Dich und deinen lieben Mann und ich verbleibe Dein treuer Bruder
Joachim Friedrich
Buckow, den 11.Juli 1792
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