Wie man aus diesem Streik ersehen kann, standen die Gutsarbeiter vollkommen unter der Macht ihres Herrn. Um nicht zu
verhungern und ihre Familie mit dem Allernotwendigsten zu versorgen, mußten sie von früh bis spät ihrem "Herrn" dienen. Wer
nicht arbeitslos sein wollte, durfte sich nicht dem Willen seines Ausbeuters widersetzen. Die Lage auf dem Lande hatte einen
ungewöhnlichen Zustand angenommen. Doch als 1945 eine erste demokratische
Bodenreform in Deutschland stattfand, sahen die
Landarbeiter einer besseren Zukunft entgegen. Die jahrhundertelange Ausbeutung und Unterdrückung der armen Bevölkerung auf
dem Lande war beendet. Vom Boden der damaligen
Sowjetischen Besatzungszone wurden die
Junker mit ihren Familien entschädigungslos enteignet und von
ihren Höfen verjagt. Wie also allen Gutsbesitzern, so ging es damals auch dem "Herrn von Bredow" mit seiner Familie. Er, der
bisher seinen Gutsarbeitern befahl, für ihn zu arbeiten, er wurde jetzt von seinen Arbeitern aufgefordert, seinen Hof zu
verlassen. [Anm.: Er hat sich aber schon 1945 das Lben genommen} Zum ersten Male in ihrem Leben konnten Gutsarbeiter das tun,
was sie jahrzehntelang erhofft hatten. Der Mann, der ihnen soviel Unheil angerichtet hatte, der sie nie unterstützt hatte,
unter dem sie erfolglos streikten, der Mann war für sie erledigt. Sie durften einem neuen, schöneren Leben entgegensehen.
Ähnlich wie in
Hauptmanns
"
Webern" betraten auch in Bredow die Gutsarbeiter das erste Mal das
Herrenhaus.
Doch "Herr von Bredow" hatte sich schon vorher seiner Verantwortung entzogen. Er erschoß
sich am 22.April 1945 in seinem Keller. Seine Söhne dienten zu dieser Zeit als Offiziere in der faschistischen Armee. Heute
haben sie in Westdeutschland wieder die gleiche Macht, wie sie ihr Vater damals in Bredow ausübte. Der ältere Sohn wollte vor
ein paar Jahren das Erbe seines Vaters in Bredow antreten. Doch so etwas würden die Menschen in unserem Staate nie wieder
zulassen; das würde einen Rückschritt in der Geschichte bedeuten. Die
Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften
beweisen, daß die Arbeiter auch ohne "Herren" in der Lage sind, zu arbeiten. Die Mitglieder aller Genossenschaften haben großen
Einfluß auf die Verbesserung und Steigerung der Produktion.