Wappen der Gemeinde Bredow
Geschichten - Abschlußarbeit
(Stand: 16.03.2017)

» Aus der Entwicklung meines Heimatortes Bredow - Seite 10 «
 
Wie man aus diesem Streik ersehen kann, standen die Gutsarbeiter vollkommen unter der Macht ihres Herrn. Um nicht zu verhungern und ihre Familie mit dem Allernotwendigsten zu versorgen, mußten sie von früh bis spät ihrem "Herrn" dienen. Wer nicht arbeitslos sein wollte, durfte sich nicht dem Willen seines Ausbeuters widersetzen. Die Lage auf dem Lande hatte einen ungewöhnlichen Zustand angenommen. Doch als 1945 eine erste demokratische Bodenreform in Deutschland stattfand, sahen die Landarbeiter einer besseren Zukunft entgegen. Die jahrhundertelange Ausbeutung und Unterdrückung der armen Bevölkerung auf dem Lande war beendet. Vom Boden der damaligen Sowjetischen Besatzungszone wurden die Junker mit ihren Familien entschädigungslos enteignet und von ihren Höfen verjagt. Wie also allen Gutsbesitzern, so ging es damals auch dem "Herrn von Bredow" mit seiner Familie. Er, der bisher seinen Gutsarbeitern befahl, für ihn zu arbeiten, er wurde jetzt von seinen Arbeitern aufgefordert, seinen Hof zu verlassen. [Anm.: Er hat sich aber schon 1945 das Lben genommen} Zum ersten Male in ihrem Leben konnten Gutsarbeiter das tun, was sie jahrzehntelang erhofft hatten. Der Mann, der ihnen soviel Unheil angerichtet hatte, der sie nie unterstützt hatte, unter dem sie erfolglos streikten, der Mann war für sie erledigt. Sie durften einem neuen, schöneren Leben entgegensehen. Ähnlich wie in Hauptmanns "Webern" betraten auch in Bredow die Gutsarbeiter das erste Mal das Herrenhaus. Doch "Herr von Bredow" hatte sich schon vorher seiner Verantwortung entzogen. Er erschoß sich am 22.April 1945 in seinem Keller. Seine Söhne dienten zu dieser Zeit als Offiziere in der faschistischen Armee. Heute haben sie in Westdeutschland wieder die gleiche Macht, wie sie ihr Vater damals in Bredow ausübte. Der ältere Sohn wollte vor ein paar Jahren das Erbe seines Vaters in Bredow antreten. Doch so etwas würden die Menschen in unserem Staate nie wieder zulassen; das würde einen Rückschritt in der Geschichte bedeuten. Die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften beweisen, daß die Arbeiter auch ohne "Herren" in der Lage sind, zu arbeiten. Die Mitglieder aller Genossenschaften haben großen Einfluß auf die Verbesserung und Steigerung der Produktion.
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