schlechten Lage keinen Ausweg mehr. Doch einige unter ihnen kannten diesen Ausweg; sie hatten schon viel davon gehört:
Es war der Streik. Sie hofften, durch ihn ihre Anliegen beseitigen zu können. Ein paar Arbeiter, vor allem die, die der
Kommunistischen Partei angehörten, versuchten, andere Kollegen von dem Sinn eines notwendigen Streikes zu überzeugen, da
gerade die KPD immer mehr in den Vordergrund trat. Das zeigte sich besonders bei den Reichstagswahlen vom 5.März 1933. Hier
stimmten in Bredow 121 von 468 Wählern für die KPD. Obwohl die Kommunisten damit schon eine feste Grundlage für ihren Streik
in Bredow hatten, fürchteten noch viele eine Auflehnung gegen ihren "Herrn", da sie glaubten, daß der Unterschied zwischen
arm und reich nicht zu verwischen sei, und daß sich jeder mit seinem Los abfinden müsse. Für sie war der "Herr von Bredow"
eine unantastbare Macht. So kam es, daß sich etwa nur acht Männer am Streik beteiligten, und diese Männer hatten meist eine
große Familie, wie zum Beispiel Herr
Hanratti oder Herr
Friesicke oder Herr
Buchholz.
Das Ehepaar Hanratti hatte drei kleine Kinder. Aus diesem Grund konnte Frau Hanratti nicht mitverdienen, da sie niemanden
hatte, der auf ihre Kinder aufpaßte. Ihr Mann war als Kutscher auf dem Gut tätig. Sein Verdienst reichte nicht aus, um seine
Familie zu ernähren. Aus Verzweiflung über seine Armut wandte er sich den Streikenden zu. Doch das sollte kein gutes Ende
für ihn haben. Aus Rache, daß er sich am Streik beteiligt, warf man ihn aus seiner Wohnung und gab ihm dafür mit seiner
Familie nur ein kleines Zimmer als Unterkunft.
Herr Friesicke hatte auf dem Gut die Arbeit, die Ochsen zu füttern. Obwohl seine Frau mitarbeitete, hatten sie es beide schwer,
ihre fünf Kinder zu ernähren. Herr Friesicke beteiligte sich an dem Streik, obwohl seine Frau ständig versuchte, ihn davon
abzuhalten, denn sie war der Meinung, daß der Streik nicht siegreich für die Arbeiter ausfallen würde, und sie dann beim
Gutsherren in Ungnade fallen würden.