Das Mühlenwesen
(Stand: 16.03.2017)
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Ueber Feuersgefahr in Mahlmühlen berichten die "Mitth. der Magd. Feuer-Vers.-Ges." Folgendes:
Osthavelländisches Kreisblatt – 1875 Nr. 77 – (Heimatfreunde Nauen e.V.)
"Am 9. September ist die einer Actien-Gesellschaft gehörige
Kunstmühle Tivoli bei München von einem bedeutenden Brandschaden betroffen
worden; die Entstehungs-Ursache desselben liefert einen eclatanten Beweis von
dem Vorhandensein eines oft von uns betonten Gefahrsmomentes in den Mühlen, auf
das leider von den Müllern immer noch nicht genug Gewicht gelegt wird. Während
der Nacht hatten die Arbeiter am Elevator und der Schnecke in einem mit
gewöhnlicher Pertroleumlampe versehenen Raume Etwas nachzusehen und bedienten sich dazu einer
Petroleumsicherheitslampe.
Plötzlich wurde aus der Schnecke eine Quantität Mehl
mit Gewalt heraus geschleudert, fiel auf den Boden und verbreitete eine dichte
Mehlstaubwolke, und im Nu stand der ganze Raum in Flammen. Offenbar hat sich
der sehr leicht entzündliche und explosible Staub an der hängenden oder an der
Sicherheitslampe, die vielleicht nicht ganz in Ordnung gewesen ist, entzündet.
Ferner sind uns folgende Fälle derselben Brandursache berichtet worden: Beim
Nachsehen einer Lagerpfanne der Mühlenspindel, die eine große Riemscheibe trug,
ließ man nach geschehener Besichtigung die Spindel etwas plötzlich
herunterfallen; durch den Stoß wurde der auf dem Rande und den Speichen der
Riemscheibe lagernde Mehlstaub aufgewirbelt, entzündete sich sofort an dem
benutzten Lichte und verbrannte sämmtliche an der Arbeit beschäftigten Leute
Gesichter und Hände. Ein Zeuge dieses Vorfalles hatte einige Zeit vorher, ein
Licht in der Hand, die Mahlmischungskammer geöffnet. Plötzlich entzündete sich
mit einem Knalle die ganze Luft und ein Fenster wurde in Stücke zerschlagen.
Ein Müller leuchtete mit einer Lampe in das Läuferauge eines im Gange
befindlichen Griesganges, ohne zu beachten, daß aus einer Ritze vom Füllrohre
Gries herunterfiel, im Augenblick stieg eine Feuersäule vom Mahlgang nach der
Decke hinauf.
Ein Arbeiter leuchtete in einen in Bewegung befindlichen
Mehlelevator; sofort entzündete sich die Luft und setzte den Kopf des Elevators
in Flammen.
Während der Nacht bemerkte ein Müller einige Kleietheilchen im
feinem Mehle, setzte den Cylinder außer Betrieb, um nach der Ursache zu
forschen und öffnete in denselben Augenblicke die Thür des Kastens, um mit
einer Lampe hineinzuleuchten, sah aber nichts al$ Feuer, und nur mit Mühe
gelang es ihm, die in Brand gerathene Gaze zu löschen.
Bei dieser Gelegenheit
wollen wir noch auf die Gefahr hölzerner Riemenscheiben in den Elevatorköpfen,
wie man sie manchmal noch auf kleinen Mühlen findet, aufmerksam machen; stopft
der Becherriemen, was ja vorkommen kann, während die Scheibe sich weiter dreht,
so entsteht sehr bald eine Flamme, da die Friction zwischen Leder und Holz sehr
stark ist und leicht Funken erzeugt.
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