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Zeitschrift "Neues Deutschland"
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Oktober 1983

26.10.1983 / Seite 4 / Inland

Aus leichten Stoffen Futter von beachtlichem Gewicht

45 000 Tonnen Pellets für LPG vom Trockenwerk Selbelang

Aus leichten Stoffen Mittel zu erzeugen, die für unsere Volkswirtschaft schwer wiegen, diese "Kunst" beherrsdien die Arbeiter des Trockenwerkes Selbelang, Kreis Nauen, meisterhaft. Sie steuern für die LPG und VEG des Kreises sowie für weitere Betriebe in diesem Jahr 45 000 Tonnen hochwertige Futtermittel bereit, deren Hauptbestandteil das "Leichtgewicht" Stroh ist.

Rezepte für jede Tierart

"Für uns ist es das Wichtigste", so betonte Josef Pohl, der die von den LPG und VEG des Kreises gebildete Einrichtung leitet, "Mittel und Wege zu finden, wie wir zu mehr, gutem Futter kommen, und zwar auf möglichst rationelle Weise. Wir wollen, so gut es geht das ausgleichen, was uns der trockene Sommer vorenthielt."

In dieser Hinsicht, meinte Josef Pohl, haben sich die Bauern des Kreises bereits manches einfallen lassen. Die Trockenwerker wollen ihnen in keiner Weise nachstehen, sondern im Wettbewerb um die Erfüllung und Überbietung dea Volkswirtschaftsplanes wertvolle und zuverlässige Partner sein.
In Selbelang werden ebenso wie in vielen anderen Trockenwerken unserer Republik Pellets hergestellt, die man durch Vermehlen und Pressen von Stroh unter Hinzugabe verschiedener Substanzen erhält. Was die Selbelanger anderen voraus haben: Sie verfügen inzwischen über sieben verschiedene Rezepturen. Man variiert den Anteil von Stroh zwischen zehn und 80 Prozent, je nach Verwendungszweck, nach Tierart und nach der Leistung der Tiere.

Was Wissenschaftler raten

"Dabei lassen wir uns voll von den Effektivitätsberechnungen der LPG leiten", versicherte Josef Pohl. "Rinder und Kühe auf der Weide erhalten zum Beispiel als Ergänzung zu dem frischen Grün, das sie selber ernten, Pellets, die fast ausschließlich aus Stroh bestehen. Bei dieser Komponente fließt die Milch reichlicher." In starkem Umfang werden Pellets in der Rindermast eingesetzt. "Auf diese Weise", so Josef Pohl, "ersetzen wir mit dem Stroh wertvolle Konzentrate, die nun für die Schweinehaltung verwandt werden können".

In enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus dem Forschungszentrum für Tierproduktion Dummerstorf-Rostock und dem Institut für Futterproduktion Paulinenaue sowie mit den Bauern des Kreises haben die Selbelanger Rezepturen entwickelt, die auch in der Schweinemast den verstärkten Stroheinsatz lohnend machen. Sie stellen Preßlinge her, die bis zu 20 Prozent Stroh enthalten und mit denen gute Mastergebnisse erzielt werden. In den zurückliegenden Tagen wurden 2000 Tonnen Pellets aus Mais hergestellt, der als ganze Pflanze geerntet worden war. Dieses energiereiche Mittel ersetzt in der Rindermast vollwertig andere Konzentrate.

Ertragreich - kostengünstig

Zu den Abnehmern der Selbelanger Pellets gehört die LPG Bredow. "Unsere Bilanz geht nur deshalb so gut auf, weil wir die Futtermittel aus dem Trockenwerk gezielt verwenden", erklärte LPG-Vorsitzender Karl Eule. Die LPG verzeichnet in allen Positionen ein Plus in der Planerfüllung und konnte sich einen guten Vorrat für den Winter anlegen.
Die Produkte aus Selbelang werden bei den Bauern auch deshalb geschätzt, weil sie kostengünstig sind. Erreicht wird das vor allem durch vierschichtige Auslastung der Anlagen während des ganzen Jahres und den sparsamsten Umgang mit Energieträgern.
Imponierend auch, welche Fertigkeit die Trockenwerke inzwischen bei der Herstellung ihrer verschiedenen Mischungen erreicht haben. "Es dauert nur wenige Minuten, wenn wir von einer Rezeptur auf die andere umschalten", erläuterte Meister Klaus Baumgart in der Schaltwarte des Pelletierbetriebes. "Wir haben unseren Betrieb bei laufender Produktion systematisch rationalisiert, nutzen auch moderne elektronische Steuerungsanlagen. Damit sichern wir eine hohe Produktivität und gewährleisten vernünftige Arbeitsbedingungen."

Adolf Sturzbecher
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